Zerrissen mit allen Emotionen

Hast du schon einmal das Gefühl gehabt, zwischen zwei Menschen „zerrissen“ zu sein,

weil beide deine Unterstützung brauchen? Wie bist du damit umgegangen? 

Pflegende Angehörige sind oft wahre Multitasking-Held :innen . Doch was passiert, wenn man nicht nur für eine Person sorgt, sondern gleich für zwei geliebte Menschen – den eigenen Partner oder die Partnerin und die Eltern?

Das ist wie ein Jonglierakt mit brennenden Fackeln. Einerseits die Fürsorge für die Menschen, mit dem Mann sein Leben teilt, andererseits die Verantwortung gegenüber den eigenen Eltern. Das Herz ist doppelt belastet, die Zeit halbiert – und der eigene Akku oft leer. Die „Sandwich-Generation“: Zerrissen zwischen den Generationen Menschen, die gleichzeitig für Partner :in und Eltern sorgen, gehören oft zur sogenannten „Sandwich-Generation“. Sie befinden sich zwischen zwei Pflegebedürftigen – und manchmal sogar noch mit Kindern dazwischen.

Emotional: Man will allen gerecht werden – aber das Gefühl, nie genug zu tun, nagt. Organisatorisch: Arzttermine hier, Pflegeplanung da – der Kalender wird zum Feind.
Körperlich: Erschöpfung, Schlafmangel und keine Zeit für sich selbst.

Und dann gibt es da noch diese leise Stimme im Kopf: „Ich darf mich nicht beschweren.“ „Andere haben es schlimmer.“ Doch genau das ist der Trugschluss. Pflege ist Pflege. Belastung ist Belastung. Punkt.

Eine kleine Geschichte: „Das Marmeladen-Desaster“ Claudia kümmert sich um ihren demenzkranken Vater und ihren Mann, der nach einem Schlaganfall Unterstützung braucht. An einem Dienstagmorgen versuchte sie, Frühstück für beide zuzubereiten – während sie gleichzeitig versuchte, einen Arzttermin am Handy zu koordinieren. Ihr Vater streicht fröhlich Marmelade auf den Küchenschrank, weil er dachte, es sei ein „sehr flacher Teller“. Ihr Mann ruft: „Claudia, ich glaube, der Toaster brennt!“ (Spoiler: Es war nur das Radio.) Mitten im Chaos ruft sie: „Ich kündige!“ Ich nehme meinen Urlaubsschein und gehe ins Zeugenschutzprogramm!“ Alle lachen. Auch Claudia. Denn in diesem Moment erkennt sie: Perfektion ist überbewertet – und Humor ein Lebensretter. Tipps für den Pflege-Doppelschlag Prioritäten setzen – und zwar realistisch: Du bist keine Maschine. Nicht jeder Tag muss produktiv sein. Manchmal reicht es, wenn niemand Marmelade auf den Kühlschrank schmiert. Aufgaben delegieren: Ja, das klingt klischeehaft – aber: Du musst NICHT alles selbst machen. Auch kleine Hilfe von außen (Nachbar :innen, Freund :innen, Pflegekräfte) entlastet. Selbstfürsorge ist Pflicht, kein Luxus: Ein heißer Kaffee in Ruhe? Ein Spaziergang alleine? Das ist keine Zeitverschwendung – das ist Auftanken. Kommunikation ist der Schlüssel: Sprich offen mit beiden Parteien – Partner :in und Eltern. Oft willst du dich gar nicht so sehr belasten, wie du denkst. Pflege-Tagebuch führen: Nicht nur zur Organisation, sondern auch als Ventil für deine Gedanken. Emotionale Balance: Wenn das Herz hin- und hergerissen ist. Die größte Herausforderung ist oft nicht die Organisation, sondern das emotionale Gewicht: Die Angst, jemanden zu vernachlässigen. Die Trauer, wenn man sieht, wie geliebte Menschen abbauen. Das Schuldgefühl, wenn man sich mal überfordert fühlt. Tipp: Erinnere dich: Du bist nicht für den Verlauf der Krankheit verantwortlich. Nur für deine Liebe – und die gibst du bereits jeden Tag. Erinnerung: In meinem Buch „Unser Leben zu dritt, die Demenz, er und ich“ erzähle ich von den Momenten, in denen ich dachte: „Das schaffe ich nicht mehr.“ Und doch habe ich es geschafft – weil Liebe nicht immer perfekt sein muss. Sie müssen nur da sein. Abschluss: Wenn du zwischen zwei Menschen hin- und hergerissen bist, vergiss nicht: Du bist nicht der Kleber, der alles zusammenhält. Du bist ein Teil des Ganzen – und du darfst selbst mal bröckeln, ohne kaputtzugehen. Frage zur Interaktion: Kennst du das Gefühl, „zwischen den Stühlen“ zu sitzen, wenn es um die Pflege von Partner :in und Eltern geht? Welche Strategien helfen dir, dich nicht selbst zu verlieren? Teile deine Erfahrungen – du bist nicht allein

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