Hey du, ja, genau du! Ich bins, Kinna
Dass ich 13 bin, weißt du ja schon. Aber ich bin auch Geschichtensammler und Satzzusammenfüger. Ich hab irgendwann gecheckt, dass wenn dir irgendwas im Magen liegt, ob Wut, Traurigkeit oder ’ne Frage, für die’s kein Emoji gibt, dann hilft’s, drüber zu reden. Oder halt zu schreiben. So, dass es Sinn macht. Oder wenigstens Sinn ergibt für mich.
Und wenn mir was hilft, dann vielleicht auch dir.
Aber: Ich weiß, manche von euch sind jünger. Oder haben kleine Geschwister, so wie ich. Für die gibt’s auch eigene Geschichten. Gleiche Message – andere Sprache. Wenn du die suchst, klick rüber zu den Kiddie-Geschichten. Da les ich manchmal auch vor. Weil abends vorgelesen kriegen einfach immer geht.
Also: Lies rein und denk mit. Schreib mir oder schreib selbst. – LG Kinna
„Er hat zugeschlagen – und alle sagen, es war der Wodka“
Ich habe gesehen, wie einer aus der Parallelklasse beim Schulabschlussfest plötzlich ausgerastet ist. Er hat einem anderen eine Flasche nachgeworfen. Alle haben gesagt: ‚Naja, der war halt besoffen.‘
Als ob das was erklärt oder entschuldigt.
Ich hab’ es lang sacken lassen, was ich da gesehen hab’, aber dann hab’ ich gedacht:“…aber, was ist eigentlich, wenn wer ausrastet, weil er nichts fühlen will? Weil Wut sicherer ist, als weinen?“
Und da musste ich einfach schreiben…
Ey Leute, zieht euch mal die Story rein von Rocky, diesem kleinen Gorilla-Dude aus’m Zoo.
Rockys Dad ist so’n fetter Silberrücken-Boss, der jeden Tag meint, er muss auf alle Kids aufpassen. Richtig stressig! Abends ist er dann total durch und zieht sich ’ne Ladung von diesen miesen, matschigen Früchten rein. Voll ekelhaft, aber angeblich hilft’s gegen Stress. Glaubt er zumindest.
Seine Mum ist ständig nervös, wenn der Boss die Früchte auspackt. Sie will nicht, dass Rocky mitkriegt, wie sein Dad dann abgeht, also schickt sie ihn immer weg. Wasser holen, Fangenspielen oder zu Tante Nani.
Nani ist nice, die hört zu und labert keinen Quatsch.
Aber Rocky ist halt nicht blöd, er checkt genau, was abgeht: Früchte snacken heißt Trouble incoming. Seine Freunde machen’s auch, und Rocky wollte dazugehören. Also hat er’s ausprobiert. Schmeckt einfach widerlich, aber irgendwie gewöhnt man sich dran. Voll cringe!
Rocky hatte so’n sweetes Gorillagirl, bei ihr war er safe und glücklich. Aber wenn sie weg war, ist er wieder mit den Jungs in die Fruchtecke.
Einmal dreht er völlig durch und verletzt sogar das Girl, das er eigentlich voll mag. Alle so: „Digga, du bist genauso lost wie dein Dad!“ Rocky schämt sich mega, checkt aber gar nicht, was passiert ist.
Er fragt seinen Dad, warum er diese Früchte überhaupt isst. Dad sagt so: „Junge, ich hab voll Stress und muss einfach die Sorgen mit Fruchtsaft ertränken.“ Rocky checkt das irgendwie, weil es bei ihm auch nicht besser läuft mit seinen Bros.
Eines Tages rastet Rocky wieder voll aus, verletzt sogar seine Mum, und alle sagen ihm knallhart: „Ey, du musst gehen, wir haben keinen Bock auf ’nen zweiten crazy Fruchtfresser hier!“ Rocky begreift endlich: So kann’s nicht weitergehen.
Dann kommt Tante Nani mit dem realen Lifehack: „Rocky, Sorgen kannst du nicht ertränken, die schwimmen nämlich. Labern ist wie Zauberradiergummi, damit killst du Stück für Stück deine Sorgen.“
Seitdem snackt Rocky keine Früchte mehr. Er labert stattdessen mit #nem Best Ager über seine Probleme. Und tatsächlich, Nani hatte wieder einmal recht. Mit jedem Satz wird der Stress weniger und die Laune besser. Jetzt sind Rocky und seine neue Gang mega happy – ganz ohne diese miesen Früchte und ohne denen, die am Fruchtsaft hängen geblieben sind, dafür mit richtig viel Real Talk.
Es war einmal, in einem zauberhaften Zoo, ein kleiner Gorilla namens Rocky. Er lebte zusammen mit seiner Familie und vielen anderen Tieren. Rocky war fröhlich, neugierig und liebte es, mit seinen Freunden zu spielen. Am liebsten mochte er es, auf Bäume zu klettern, durch Büsche zu toben und am Abend, wenn die Sterne am Himmel funkelten, den Geschichten seiner lieben Tante Nani zuzuhören.
Rockys Papa, der große, starke Silberrücken-Gorilla, hatte eine ganz andere Art, mit dem Tag fertig zu werden. So lange es hell war, passte er gut auf alle Gorillakinder und deren Mütter auf, da war er der Beschützer der Gruppe. Doch wenn die Sonne langsam unterging und der Tag sich dem Ende neigte, wurde Papa Gorilla müde und nachdenklich. Er hatte so viele Sorgen und dachte immer, er müsste sich ganz alleine darum kümmern.
Und so zog er sich jeden Abend in eine Ecke zurück und aß eigenartige, matschige Früchte, von denen er glaubte, sie würden ihm helfen, all seine Sorgen zu vergessen. Diese Früchte sahen gar nicht gut aus, und sie rochen auch nicht gut. Doch Rocky bemerkte, dass nicht nur sein Papa diese Früchte aß, sondern auch manche seiner Freunde. „Warum machen sie das bloß?“, fragte sich Rocky immer wieder.
Eines Tages beschloss Rocky, die Früchte ebenfalls zu probieren. Vielleicht würden sie ihm helfen, wie ein großer, starker Gorilla zu sein. Er biss hinein – igitt! Die Früchte schmeckten scheußlich! Aber Rocky wollte dazugehören und nicht alleine bleiben. Also aß er weiter, obwohl ihm überhaupt nicht wohl dabei war.
Mit der Zeit merkte Rocky, dass die Früchte ihn nicht glücklich machten. Ganz im Gegenteil: Immer wenn er sie aß, fühlte er sich schlecht, traurig und wütend. Manchmal war er sogar so durcheinander, dass er nicht einmal mehr wusste, was er getan hatte. Einmal, nach einem solchen Abend, erzählten ihm seine Freunde, dass er sie geschubst und verletzt hatte. Rocky war sehr traurig, denn er wollte niemandem weh tun.
An diesem Tag saß Rocky unter einem Baum und dachte lange nach. Da kam Tante Nani vorbei und setzte sich neben ihn. Sie sah, dass Rocky bedrückt war, und fragte sanft: „Was ist denn los, kleiner Rocky? Du siehst ganz traurig aus.“ Rocky seufzte und erzählte ihr von den matschigen Früchten, davon, wie schlecht sie ihn fühlen ließen, und dass er seinen Freunden wehgetan hatte.
Tante Nani hörte aufmerksam zu und nickte verständnisvoll. „Weißt du, Rocky“, sagte sie liebevoll, „viele denken, sie könnten ihre Sorgen wegessen oder verstecken, aber Sorgen sind besondere Wesen. Sie können nämlich schwimmen, weißt du? Sie tauchen immer wieder auf und verschwinden nicht einfach so. Die matschigen Früchte helfen nicht, die Sorgen loszuwerden. Sie machen alles nur noch schlimmer.“
Rocky schaute seine Tante überrascht an. „Was soll ich dann tun, Tante Nani?“, fragte er ratlos. Tante Nani lächelte und nahm ihn behutsam in den Arm. „Wenn du deine Sorgen wirklich loswerden möchtest, dann hilft es nur, darüber zu reden. Stell dir vor, jedes Wort, das du über deine Sorgen sprichst, wäre wie ein kleiner Zauberradiergummi. Und jedes Mal, wenn du jemandem davon erzählst, radierst du ein Stückchen von deinen Sorgen weg. Je mehr du sprichst, desto kleiner werden sie, bis sie irgendwann ganz verschwunden sind.“
Rocky dachte über diese Worte nach. Er wollte das unbedingt ausprobieren, denn er wollte nicht mehr traurig sein und seine Freunde verletzen. Gleich am nächsten Tag traf er sich mit seinen Freunden unter dem großen, alten Baum. „Hört mal zu!“, rief Rocky mutig. „Ich möchte euch von meinen Sorgen erzählen.“
Und so begann Rocky zu erzählen, von allem, was ihn bedrückte und traurig machte. Zuerst war es schwierig, doch mit jedem Satz fühlte er sich ein bisschen besser. Er sah in die Gesichter seiner Freunde und bemerkte, dass auch sie anfingen, von ihren Sorgen zu erzählen. Sie redeten und redeten, bis die Sonne hoch am Himmel stand. Am Ende des Tages fühlten sie sich leichter, fröhlicher und glücklicher.
Rocky merkte, dass Tante Nani recht gehabt hatte. Worte waren wirklich wie kleine Zauberradiergummis. Gemeinsam hatten sie ihre Sorgen Stück für Stück wegradiert. Und plötzlich merkten sie, dass sie nicht nur fröhlicher waren, sondern auch viel enger zusammengehörten als zuvor.
Von diesem Tag an rührte Rocky nie wieder eine matschige Frucht an. Auch sein Papa bemerkte, wie gut es Rocky ging, und fragte neugierig, wie er das geschafft hatte. Rocky erzählte ihm von Tante Nanis Geheimnis. Sein Papa hörte aufmerksam zu und entschloss sich ebenfalls, es mit dem Reden zu versuchen.
Und siehe da – auch der große, starke Silberrücken bemerkte bald, dass seine Sorgen kleiner wurden, wenn er darüber sprach. Von nun an war es jeden Abend in der Gorillafamilie ganz anders. Statt in der Ecke matschige Früchte zu essen, saßen sie zusammen, erzählten sich von ihrem Tag, ihren Sorgen und Freuden, und fühlten sich dadurch alle besser.
Und so lebten Rocky und seine Familie von nun an glücklich und zufrieden, denn sie hatten gelernt, dass Sorgen am besten verschwinden, wenn man sie teilt und miteinander spricht.
Und wenn du mal besorgt bist, dann denk an Rocky und seinen Zauberradiergummi. Erzähl einfach jemandem davon, und auch deine Sorge wird ganz klein, bis sie irgendwann verschwindet.
Und nun, kleiner Zuhörer, schließ deine Augen und träum schön. Rocky und seine Freunde tun es auch – sie träumen von einem sorgenfreien Tag voller Spaß, Freundschaft und Liebe. Gute Nacht!
„Ich schreib das jetzt, weil’s mir sonst den Kopf platzt. Real talk.„
Ich war in Ungarn. Also, eigentlich war ich mit meiner Mom auf so ’nem Familien-Ausflug, wo alle glauben, Urlaub mit Verwandtschaft ist erholsam. Spoiler: Nope. Jedenfalls – ich hab da was gesehen. Etwas, das nicht geplant war. Oder vielleicht doch. Aber nicht von uns.
Die Regenbogenparade. Junge, war das bunt. Laut. Frei. Echtes Leben halt. Menschen haben getanzt, gelacht, geweint, geschwitzt, geknutscht – also ja, es war alles dabei. Ich hab das Gefühl gehabt, da war Liebe in der Luft. So richtig. Und trotzdem sind Leute daneben gestanden und haben geguckt wie bei nem Verkehrsunfall. Manche haben sogar gefilmt. Aber halt nicht, weil sie’s schön fanden. Sondern so… so angewidert. Ich check das nicht.
Und dann kam meine Cousine.
Sie ist 16. Sie isst viel mutiger als ich. Mitten im Familientrubel hat sie mir einfach so erzählt: „Ich glaub, ich bin verliebt. In ein Mädchen.“
Ich so: „Und? Wie schön! ❤️“
Sie so: „Papa flippt voll aus deswegen.“
Und ich dachte: WTF. Echt jetzt? Ihr Papa – also mein Onkel – ist sonst voll der lockere Typ. Grinst immer, macht dumme Witze. Und jetzt? Kommt nicht mal mehr in ihr Zimmer, wenn sie da ist.
Und ich? Ich versteh die Welt nicht mehr. Also hab ich diese Story geschrieben. Damit ich vielleicht doch noch was versteh. Und außerdem hab ich gesehen, dass Hanna auch schon einmal ein Video auf Youtube gepostet hat – Respekt, Oida
Und nachdem ich die Geschichte geschrieben hatte, blieben trotzdem noch Dinge, über die ich die ganze Zeit grübeln muss.
Warum ist es für manche Menschen okay, wenn sich zwei Betrunkene auf TikTok abschlabbern, aber ein Mädchen, das ein anderes Mädchen liebt, ist ein Problem?
Warum darf Liebe nur existieren, wenn sie „passt“?
Warum kriegen manche Erwachsene Schnappatmung, wenn sie sehen, wie sich zwei Jungs küssen, aber keine, wenn im gleichen Atemzug Hassparolen gerufen werden?
Und was soll dieses „ist halt schwer für ihn, er ist in einer anderen Zeit aufgewachsen“? Ja, okay. Aber hallo – auch Dinosaurier sind ausgestorben. Nur weil man in der Vergangenheit lebt, heißt das nicht, dass man in der Gegenwart alles falsch machen darf.
Ich hab keine fertige Antwort. Aber ich weiß: Wenn du jemandem sagst, seine Liebe ist falsch, machst du ihn oder sie kaputt. Punkt.
Was ich aus Ungarn mitgenommen hab (außer Sonnenbrand):
Ich hab verstanden, dass Liebe sich nicht an Regeln hält. Nicht an Ländergrenzen. Nicht an Erwartungen. Und schon gar nicht an irgendwelche rückständigen Meinungen.
Ich hab gesehen, wie bunt Menschen sein können, wenn man sie lässt.
Ich hab gespürt, wie unfair es ist, wenn jemand diese Buntheit grau machen will.
Und ich hab beschlossen: Ich mach da nicht mit. Ich bin vielleicht erst 13. Aber mein Herz ist kein Abstellraum für verrostete Vorurteile.
An dich, der oder die das liest:
Vielleicht bist du Sophie. Vielleicht Jule. Vielleicht der Onkel. Oder vielleicht jemand, der gar nix mit dem Thema zu tun hat. Aber: Du hast Augen. Und ein Herz. Und vielleicht eine Zunge, die sich traut, für jemand anderen zu sprechen, wenn er selbst grad nicht kann.
Liebe ist Liebe.
Das sag ich nicht, weil’s auf einem T-Shirt cool aussieht. Ich sag das, weil ich’s gefühlt hab. Bei Sophie. Bei Jule. Bei allen, die sich trauen, echt zu sein.
Und wenn das für dich zu viel ist?
Dann scroll halt weiter.
Aber sei dir sicher: Wir scrollen nicht zurück.
Ende. Für heute. Aber noch lange nicht Schluss.
Zoe, 15, Hoodiegirl mit Glitzer-Schuhen und Latzhose. Nicht für’n Fashion-Award, aber halt comfy. Sie feiert grün. Also nicht „Öko-Grün“, sondern einfach grün – wie „Ich bin ich, und das reicht“.
An dem Morgen kommt sie zur Schule und strahlt, als hätte sie TikTok durchgespielt. Melli, ihre BFF, checkt sofort: „Da geht was.“
„Sie heißt Isa“, flüstert Zoe. „Und sie hat mir ’nen Eichhörnchen-Sticker mit Regenbogen gegeben.“
Melli nur so: „Ehrenfrau. Welcome to the Chaosclub.“
Zoe grinst. Alles sweet. Dachte sie.
Cut. Später, zuhause.
Ihre Mom hat die „Alles unter Kontrolle“-Attitüde. Aber halt mit Kontrollverlust.
Als sie Isa sieht – Nähe-Level: zu nah – explodiert sie nicht. Sie friert. Und dann: Eisstimme.
„Geh ins Auto.“
Zu Hause liegt’n ausgedruckter Artikel auf’m Tisch. Überschrift: „Teen-Girls & Genderverwirrung“.
Zoe liest nicht weiter.
„Du willst doch später Kinder!“
„Du bist doch nur beeinflusst.“
„Du weißt ja gar nicht, was du willst!“
Zoe denkt: Doch. Weiß ich.
Aber sagt nix. Weil, lohnt sich eh nicht, wenn dein Gegenüber im Jahr 1950 stehen geblieben ist.
Zwei Tage offline. Kein Insta. Keine Schule.
Melli spammt. Isa auch. Keine Antwort.
Dann: Kunstunterricht.
Auftrag: „Malt, was ihr fühlt.“
Zoe? Nimmt Grau. Schwarz. Ein bisschen Blau.
Und am Rand – so mini, dass man’s fast übersieht – ein Streifen in Regenbogen.
Nicht für Likes. Sondern weil’s halt so war.
Irgendwann schickt sie der Ethiklehrerin ’nen Text:
„Leute denken, Liebe muss in Schubladen passen.
Aber Liebe ist wie Wasser. Sie fließt, wo sie will.
Und ja – manchmal ist sie chaotisch. Aber sie ist echt.
Ich hab niemandem wehgetan. Ich hab nur jemanden gemocht.“
Boom.
Die Lehrerin? Legend. Hängt den Text im Lehrerzimmer auf.
Zwei Tage später: Direktorin ruft sie.
„Du hast Mut. Danke. Und: Du bist nicht allein.“
Zoe nickt.
„Glauben Sie, meine Mom checkt das irgendwann?“
„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber du wirst trotzdem du bleiben. Mit oder ohne Applaus.“
Zoe trifft Isa wieder. Heimlich, ja. Aber safe. Und mit Herz.
Und manchmal, wenn sie in den Spiegel schaut, sieht sie das kleine Regenbogenstück – nicht außen, sondern drin.
Und sie denkt: Ich bin keine Phase. Ich bin ’ne ganze Welle.
Ende. Oder eher: Fortsetzung folgt.
Der Frosch mit dem falschen Quak
Es war einmal ein kleiner Frosch namens Fridolin. Er wohnte im großen Funkelwald, wo alles glitzerte, hüpfte oder summte. Die Frösche dort quakten jeden Morgen gemeinsam ein Lied, das sie „Das Quak der Ordnung“ nannten.
Jeden Tag sprang Fridolin mit den anderen Fröschen auf den großen Blattplatz und versuchte mitzuquaken. Aber jedes Mal, wenn es losging …„QUAK–QUAK–QUAK!“ …
kam aus seinem Mund etwas ganz anderes.
Nämlich: „KRRRRR-RÜÜÜÜÜTCH!“
Die anderen Frösche hielten sich die Ohren zu. Einige kicherten. Einer sagte sogar:„Fridolin, du klingst wie ein pupsendes Nilpferd auf Rollschuhen!“
Fridolin wurde rot. Oder zumindest das, was Frösche so werden, wenn ihnen etwas unangenehm ist.
Er versuchte es am nächsten Tag nochmal. Und am übernächsten wieder. Und am überübernächsten auch.
Immer wieder „KRRR–RÜÜÜTCH!“ Nie kam dabei „QUAK–QUAK“ heraus.
Die großen Frösche sagten bald:„Fridolin ist einfach zu seltsam.“
Die mittleren Frösche sagten:„Das gehört sich einfach nicht.“
Und die kleinen Frösche sagten:„Ich will nicht neben dem Krrr-Frosch sitzen.“
Fridolin versuchte, sein Quak zu verstecken. Daher blieb er meist stumm beim Morgenlied. Er lächelte, wenn die anderen sangen. Aber innen drin fühlte er sich leer. Wie eine Libelle ohne Glitzer. Oder ein Teich ohne Wasser.
Eines Nachts hüpfte Fridolin allein durchs Schilf. Der Mond spiegelte sich im Teich, und er fragte ganz leise: „Warum klingt mein Quak so anders? Und… ist das schlimm?“
Da raschelte plötzlich etwas im Schilf. Eine Stimme antwortete:„Nur für die, die nichts hören wollen.“
Fridolin erschrak. Doch dann sah er sie: eine kleine, bunte Kröte. Ihre Haut schimmerte in allen Farben. Und sie trug… eine Blume auf dem Kopf?
„Ich heiße Kiki“, sagte sie. „Und dein Quak ist nicht falsch. Es ist einfach anders. Genau wie ich.“
Fridolin blinzelte. „Aber warum lacht dann jeder?“
Kiki zuckte mit den Schultern. „Weil sie’s nicht gewohnt sind. Weil sie nur ein Quak kennen. Aber ich? Ich kenn Frösche, die singen, pfeifen oder sogar fiepsen. Und sie sind alle… wunderbar.“
Die nächsten Tage verbrachte Fridolin mit Kiki. Sie spielten „Wasserspritzerfangen“, hüpften auf Moos-Trampolinen und gurgelten Lieder aus Seerosenkelchen. Kiki konnte nicht nur lachen wie ein Frosch, sondern auch tanzen wie ein Wasserläufer. Sie zeigte Fridolin, wie man Quaks zu Melodien formte – und Fridolin fand plötzlich Töne in sich, die er nie gekannt hatte.
Sein KRRR–RÜÜÜTCH wurde ein „KR-QUÜÜÜ“, dann ein „KRÜÜ-KRÜTCH-KIK!“. Es war noch immer anders. Aber es war jetzt sein Lied.
Eines Tages kam ein großer Sturm über den Funkelwald. Die Blätter flatterten wie ängstliche Schmetterlinge, der Teich schwappte über das Ufer, und die Frösche rannten panisch umher.
„Zum großen Blattplatz!“, rief der Oberfrosch. „Wir müssen das Quak der Ordnung singen, damit der Sturm uns verschont!“
Alle Frösche versammelten sich. Und sie sangen. Sie taten es laut. Sie taten es mutig. Aber der Wind lachte nur. „QUAK–QUAK“ war ihm egal.
Da trat Fridolin nach vorn. Mit zitternden Beinchen.
Und Kiki rief: „Los! Zeig ihnen dein Lied!“
Fridolin schloss die Augen. Und sang. Nicht laut. Auch nicht passend. Aber so ehrlich, dass sogar der Sturm innehielt.
„KRÜÜÜ-KRR-KR-KIK-RÜÜÜÜTCH-KIKIKIKIKIK!“
Der Wind bremste sich ein. Die Bäume hielten still. Die Tropfen tanzten, statt zu plätschern.
Und der Sturm…der zog weiter.
Die Frösche schauten Fridolin an. Erst verwirrt, dann gerührt und schließlich begeistert.
„Das war kein Quak der Ordnung“, sagte der Oberfrosch. „Das war das Quak der Wahrheit.“
Kiki grinste und Fridolin strahlte. Endlich durfte er so klingen, wie er war. Seitdem gibt’s im Funkelwald nicht mehr nur ein Lied.
Es gibt viele!
Manche mehr ein Quaken. Manchmal eher ein Fiepsen. Oft ein Flüstern. Und manche klingen einfach KRÜÜÜÜTCH.
Und alle singen zusammen.
Ende.
Oder, wie Fridolin sagen würde: KRÜÜÜTCH – und gute Nacht!